Zwischenbericht Boll

Antrag auf Berichterstattung: https://ribisl.org/wp-content/uploads/2023/01/Zwischenbericht_Boll.pdf

Pressemitteilung der Stadt Regensburg vom 30.01.2023:

Fachtagung legt Basis für weitere wissenschaftliche Aufarbeitung

Ende des Jahres 2022 fand auf Initiative des Kulturreferates der Stadt Regensburg und in Zusammenarbeit mit einschlägigen Institutionen ein Workshop zu Dr. Walter Boll statt. Im Haus der Musik am Bismarckplatz diskutierten rund 30 Expertinnen und Experten aus Kultur, Verwaltung und Wissenschaft über das Wirken des langjährigen Regensburger Museumsdirektors und Kulturreferenten, der die Kulturpolitik der Stadt über weite Teile des 20. Jahrhunderts geprägt hat und aufgrund seiner umstrittenen Rolle während der NS-Zeit verstärkt im öffentlichen Fokus steht.

Wie der Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Bernhard Löffler (Lehrstuhlinhaber für Bayerische Landesgeschichte und Direktor Zentrum für Erinnerungskultur, Universität Regensburg) eingangs betonte, sollte das Ziel des Workshops primär sein, wesentliche inhaltliche, konzeptionelle und archivalische Grundlagen für eine ergebnisoffene wissenschaftliche Aufarbeitung zu Person und Wirken Walter Bolls zu ermitteln, auch unter Berücksichtigung des geschichtspolitischen Umgangs mit der Thematik. Vor diesem Hintergrund nahmen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Institutionen, mit denen Walter Boll zu Lebzeiten verbunden war, eine aktuelle Bestandsaufnahme zum jeweiligen Forschungsstand und zu den verfügbaren Quellen vor. Daran angeknüpft wurden relevante Fragestellungen für künftige Forschungen zu den einzelnen Themenfeldern. Den fachlichen Impuls für den Bereich Denkmalpflege setzte Dr. Eugen Trapp (Amt für Archiv und Denkmalpflege, Abt. Untere Denkmalschutzbehörde), während Dr. Roman Smolorz (Museen der Stadt Regensburg) über Walter Boll und die städtischen Sammlungen referierte. Kurzvorträge von Lorenz Baibl M.A. (Leiter des Amts für Archiv und Denkmalpflege) und Dr. Bernhard Lübbers (Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg) beleuchteten Bolls Wirken als Stadtarchivar und Leiter der heutigen Staatlichen Bibliothek. Während sich Natascha Mazur M.A. (Kunstforum Ostdeutsche Galerie) mit der Rolle Walter Bolls bei der Gründung der Ostdeutschen Galerie auseinandersetzte, thematisierte Dr. Thomas Feuerer (Kulturreferent des Landkreises Regensburg / 1. Vorsitzender des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg) dessen Engagement im Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg. Im letzten Impulsvortrag richtete Anja Ebert B. A. (Masterstudentin im Fach Vergleichende Kulturwissenschaft, Universität Regensburg) den Blick auf Walter Bolls persönliche Netzwerke in der Stadtgesellschaft und stellte dabei Ergebnisse leitfadengestützter Interviews mit Zeitzeugen vor.

An der gemeinsamen Schlussdiskussion nahmen neben den Leiterinnen und Leitern der mit Boll verknüpften Institutionen – darunter Dr. Agnes Tieze (Kunstforum Ostdeutsche Galerie) und PD Dr. Doris Gerstl (Museen der Stadt Regensburg) – auch weitere Vertreter aus der Wissenschaft teil, beispielsweise Prof. Dr. Daniel Drascek (Lehrstuhlinhaber für Vergleichende Kulturwissenschaft, Universität Regensburg) und Prof. Dr. Christian Fuhrmeister (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München).

Kurzfristige und langfristige Forschungs- und Vermittlungsstrategien
Die intensiv geführte Diskussion befasste sich vor allem mit der Frage, wie die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung von Leben und Wirken Walter Bolls und die öffentliche Vermittlung der Forschungsergebnisse konkret ausgestaltet werden könnten. Einig war man sich zunächst darin, dass die Zusammenführung und Erschließung aller städtischen Quellenbestände zu Boll im Stadtarchiv eine grundlegende Voraussetzung dafür darstellt. Konkret angeregt wurden darüber hinaus sowohl kurzfristige als auch langfristige Forschungs- und Vermittlungsstrategien. So sollen bereits zeitnah verschiedene kleinere Formate für die interessierte Öffentlichkeit stattfinden, die laufend ergänzt werden können, beispielsweise eine Stadtführung zu denkmalpflegerischen Aktivitäten Walter Bolls durch den Stadtheimatpfleger oder die Thematisierung eines Teilaspekts von dessen Wirken im Rahmen des diesjährigen Regensburger Herbstsymposions für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege. Parallel dazu wurde vorgeschlagen, verschiedene Bereiche der Regensburger Stadtverwaltung in ihrer Entwicklung von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik im Rahmen eines längerfristigen und ganzheitlichen Forschungsansatzes in den Blick zu nehmen und die städtische Kulturverwaltung und -politik in diesen Kontext einzubetten. Nach dem Vorbild anderer Kommunen könnte dies über eine längerfristige Kooperation zwischen Stadt und Universität Regensburg erfolgen. Unabhängig davon hat der Workshop gezeigt, wie wichtig auch in Zukunft der multiperspektivische Austausch, die Vernetzung aller daran beteiligten Institutionen und der überregionale Blick auf spezifische Fragestellungen sein wird.